Reisekrankheiten auf dem Vormarsch

Malaria, Denguefieber, Chikungunya: Steigende Temperaturen und zunehmender Tourismus sorgen dafür, dass sich Reisekrankheiten ausbreiten – künftig mitunter auch in Europa. Wie Mediziner darauf reagieren und warum sich das Bewusstsein in der Praxis schärfen sollte.

MÜNCHEN/BAYREUTH. Malaria, Chikungunya, Zika: Es gibt Urlaubsmitbringsel, auf die man gut verzichten kann. Doch immer mehr Touristen reisen in Regionen, wo solche Erreger kursieren. Gleichzeitig breiten sich die Überträger solch typischer Reisekrankheiten – vor allem Mücken – durch den Klimawandel aus.

Welche Impfungen jetzt wichtig sind

Häufige, impfpräventable Infektionen auf Reisen sind Influenza und Typhus. Auch wird Brasilien- Reisenden aktuell eine Gelbfieber-Impfung empfohlen: Das Land kämpft mit dem schlimmsten Ausbruch seit 30 Jahren.

Von Anne Bäurle

Experteninterview Windpocken

Kinder- und Jugendmediziner Ralph Köllges über die Wichtigkeit der Windpockenimpfung

Im Jahr 2016 wurden insgesamt über 25.000 Windpockenfälle gemeldet. Damit erkrankten letztes Jahr über 70 Mal so viele Menschen an Windpocken wie an Masern. Und das, obwohl es seit 2004 eine Impfempfehlung für Kleinkinder ab dem vollendeten 11. Lebensmonat gibt. Windpocken (Varizellen) gehören damit zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Sie sind äußerst ansteckend und weltweit verbreitet. Viele halten Windpocken für harmlos, aber auch hier können schwere Verläufe vorkommen. Der Kinder- und Jugendmediziner Ralph Köllges aus Mönchengladbach beantwortet Fragen zum Thema.

Impfmuffel müssen künftig beim Gesundheitsamt gemeldet werden

Die Bundesregierung will konsequenter gegen Eltern vorgehen, die sich einer Impfberatung verweigern – mit Meldepflicht und Strafen bis 2500 Euro.

BERLIN. Aus dem Entwurf eines Gesetzes, das am 1. Juni im Bundestag beschlossen werden soll, geht hervor, dass Kitas jene Eltern, die bei der Anmeldung keinen Nachweis der Beratung vorlegen können, künftig beim Gesundheitsamt melden. Über die geplante Neuregelung hatte zunächst die "Bild"-Zeitung berichtet.

Bei Fernreisen nach Afrika an die eigene Gesundheit denken

Impfungen können einen zuverlässigen Schutz bieten

Endlose Savannen, faszinierende Tierwelten und unvergessliche Safaris locken zur Urlaubszeit zahlreiche Reisende nach Afrika. Damit die Fernreise in guter Erinnerung bleibt, sollten Urlauber bei ihren Vorbereitungen auch an die Gesundheitsvorsorge denken. Vielen Reisenden ist nicht bewusst, mit welchen Krankheiten sie sich in ihrem Urlaubsland anstecken können. Auf dem afrikanischen Kontinent treten beispielsweise vermehrt Infektionen mit Meningokokken und Tollwut sowie Fälle von Malaria auf. Vor Urlaubsantritt sollten Reisende daher ihren Impfpass prüfen und notwendige Reiseimpfungen gegebenenfalls auffrischen oder nachholen.

Impfung von Schwangeren schützt das Baby

Werden Schwangere gegen Keuchhusten geimpft, lässt sich damit die Wahrscheinlichkeit, dass sich ihre Neugeborenen in den ersten beiden Lebensmonaten mit dem Pertussis-Erreger infizieren, um mehr als 90 Prozent verringern.

Von Peter Leiner

OAKLAND. Wie gut die Impfung von Schwangeren einen Keuchhusten bei Kindern innerhalb der ersten beiden Lebensmonate und des ersten Lebensjahres verhindern kann, haben US-amerikanische Wissenschaftler in einer aktuellen Studie überprüft (Pediatrics 2017;139(5):e20164091).